Partnergemeinde

Seit Oktober 2006 unterhält Knittelsheim eine Partnerschaft mit der ungarischen Gemeinde Bösárkánay.

Der Ort Bösárkánay liegt in der sogenannten "Kleinen Ungarischen Tiefebene" östlich der österreichischen Grenze. Ein aufstrebender Wirtschaftszweig in der Region ist der Tourismus mit Moorrekonstruktionen und einem Freizeitzentrum mit Badesee und Ferienhäusern.


Die ersten Kontakte

Der Gemeinderat von Knittelsheim beschloss 2005 sich auf die Suche nach einer europäischen Städtepartnerschaft zu begeben. Ortsbürgermeister Ulrich Christmann fand dabei Hilfe bei Diána Horváth aus Ungarn. Sie stellte den Kontakt zu einer kleinen ungarischen Gemeinde namens Bösárkány ganz in der Nähe der österreichischen Grenze her.

Im August 2005 fand ein erster Besuch statt. Vertreter von Parteien und Vereinen bildeten eine fünfköpfige Delegation und konnten sich in nur drei Tagen einen Eindruck von der Liebenswürdigkeit und Gastfreundschaft der Gemeinde verschaffen. Eine ungarische Delegation war anschließend zum Gegenbesuch bei der Knittelsheimer Kerwe anwesend, um auch einen Eindruck von der deutschen Gemeinde mit nach Hause zu nehmen. Beide Gemeinderäte sprachen sich für eine Partnerschaft aus.

So konnten im folgenden Jahr die Kontakte intensiviert werden. Viele Bürger aus Knittelsheim folgten der Einladung aus Ungarn und fanden die Einschätzung der Delegation bestätigt. Die Partnergemeinde bot großzügig ihre Gastfreundschaft an und bescherte der deutschen Reisegruppe unvergessliche Tage. Anlässlich einer feierlichen Ratssitzung wurden die Partnerschaftsvereinbarung und die Urkunde unterzeichnet. 

Die Bürger aus Bösárkány besuchten Knittelsheim an Kerwe 2006 und wurden auf das herzlichste aufgenommen. Trotz erheblicher Sprachbarrieren und den üblichen Schwierigkeiten, die alles Fremde mit sich bringt, beteiligten sich sehr viele Menschen tatkräftig an der Umsetzung des Programms. Auch hier konnten die Urkunden bei einer feierlichen Ratssitzung unterzeichnet werden.

Durch die Gründung des Vereins "Freundeskreis Bösárkánay/Knittelsheim" wird die Gemeinde unterstützt die Partnerschaft zu pflegen. Viele persönliche Kontakte und wechselseitige Besuche beleben die Partnerschaft.


Bősárkány – ein ungarisches Dorf stellt sich vor

Im Nordwesten von Ungarn, nahe der österreichischen und der slowakischen Grenze befindet sich die kleine Ungarische Tiefebene. Das dortige Komitat heißt Győr-Moson-Sopron. Bősárkány liegt am südlichen Rand des einstigen Sumpfgebietes des Moores (Hanság). Der ursprüngliche Kern der Siedlung wurde auf dem nördlichsten Teil einer Sandhügelkette errichtet. Der Name der Siedlung stammt aus dem Personen- oder Sippenname Sárkány (Drachen) und aus dem Präfix "bő", das aus dem türkischen Wort "Sippenoberhaupt" stammen könnte.

Die Siedlung wurde 1222 erstmalig als "villa Sárkán" schriftlich erwähnt. Die hier lebenden Menschen ernährten sich vom Fischfang. 1378 verschenkte König Ludwig den Besitz an den Orden der Karthäuser von Somogy. Diese wiederum tauschten ihn um 1390 mit König Zsigmond, gegen einen Besitz, der sich im Komitat Somogy befand. Anschließend wurden die Besitztümer an die Familie Kanizsai verschenkt.

Während des 16. Jahrhunderts vernichteten die türkischen Horden das Dorf dreimal. Im Jahre 1535 kam das Besitztum durch eine Heirat in den Besitz der Familie Nádasdy. Laut einer Volkszählung aus dem Jahr 1584 wohnten fünf Fischerfamilien in der Siedlung. Im 16. Jahrhundert begann man auch das Sumpfgebiet um das Dorf urbar zu machen.

1681 kam die kaisertreue Familie Esterhazy in den Besitz der Güter der Familie Nádasdy. Die Bevölkerung zählte damals schon 202 Einwohner. Während der "Kuruc-Kriege" wurde die Siedlung wieder einmal vernichtet. Die Bewohner gaben nicht auf und 1714 stand eine Schule und 1733 eine Kirche aus Lehm in Bősárkány. Die Bevölkerung wuchs auf 55 Familien, davon 33 Kleinhäusler im Jahr 1728.

Während des Freiheitskrieges in den Jahren 1848/49 wurde das Dorf auf den Befehl von Haynau erneut abgebrannt. Im 19. Jahrhundert begann man mit der Meierei in der Umgebung des Dorfes. Während der Jahrhundertwende ließ der Kantor und Lehrer Franz Perepatits die alte Tradition des Binsenflechtens wieder auferstehen, wofür das Dorf bis in die heutige Zeit weithin bekannt ist.
Im ersten Weltkrieg starben 72 Einwohner der Gemeinde den Heldentod. Um den Vertrieb der Binsentaschen zu unterstützen, wurde 1937 eine Handwerkskooperative gegründet. 1940 wohnten schließlich 2400 Menschen im Dorf. Die Kirche wurde während des Zweiten Weltkriegs erweitert. Im Zweiten Weltkrieg ließen wieder viele Dorfbewohner ihr Leben. Am 28. März 1945 zogen die russischen Truppen in Bősárkány ein.

Noch im selben Jahr wurden die großen Besitztümer aufgeteilt und später enteignet. 1950 wurde eine Landwirtschaftliche Produktionsgesellschaft (LPG) gegründet, die aber schon 1956 im Zuge der Revolution aufgelöst wurde. Ab 1959 musste die gesamte Bevölkerung in einer von der kommunistischen Regierung neu gegründeten LPG arbeiten. Der wirtschaftliche Aufschwung begann in den 60er Jahren. Schilfgedeckte Häuser wichen modernen Bauten, Haushaltsgegenstände und Autos konnten angeschafft werden und das Fernsehen hielt Einzug. Während der Zentralisation der Verwaltung in den 70er Jahren wurde Bősárkány das Zentrum der Umgebung. Die umliegenden LPGs wurden unter dem Namen "Hanságmenti LPG“ zusammengefasst. Durch eine Nähfabrik entstanden weitere neue Arbeitsplätze.

Nach der politischen Wende 1989 wurde eine neue Selbstverwaltung aufgebaut, die gemeinsame LPG wurde aufgelöst und die Landwirtschaft privatisiert. Die Infrastruktur des Dorfes ist mittlerweile gut, Wasserleitung, Gas- und Telefonnetz wurden ausgebaut. Seit 2001 ist ein neuer Bebauungsplan in Kraft, der auch ein Industrie- und ein Naherholungsgebiet umfasst.

Inzwischen ist Bősárkány ein modernes Dorf mit mehr als 2200 Einwohnern. Das Verwaltungszentrum ist zuständig für weitere sechs Dörfer. Es gibt eine Biobettenfabrik, einen Betrieb für Ackerbau und Viehzucht, die Nähfabrik, einen Steinmetzbetrieb und mehrere Tischlereien. Touristische Attraktionen sind die nahe liegende Moorrekonstruktion und das Freizeitzentrum mit Badesee und Ferienhäusern.

Im Dorf gibt es einen Sportverein, eine freiwillige Feuerwehr und zwei Jagdvereine. Die Menschen gründeten einen Kulturverein, singen im Frauenchor, die Kinder üben Volkstanz und die Rentner organisierten sich im Pensionistenclub.

Die größte Veranstaltung ist nicht mehr die Kirchweihe (Kerwe), sondern das Dorffest im August und das Veteranentreffen im Mai. Aus der ganzen Umgebung kommen die Teilnehmer des Zweiten Weltkriegs, um zu beten, Umzüge zu veranstalten, zu singen und zu feiern.

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